Die Wege der Erstbesteiger
1804
Josef Pichler, Johann Leitner, Johann Klausner
ORTLER
Meranerweg (PD)
1804 reiste Erzherzog Johann von Österreich durch Tirol. Als er den Ortler vom Reschenpass aus erblickte beauftragte er den Beamten Johannes Gebhard die Erstbesteigung des Ortler zu organisieren. Dieser reiste nach Sulden und versprach den Bauern Geld für das finden eines Weges zum Gipfel. Mehrere Männer versuchten ihr Glück, insgesamt 6 Versuche im Bereich des heutigen Normalweges scheiterten. Am 26. September stellte sich Josef Pichler vor. Ein Gamsjäger aus Schluderns. Von Trafoi aus führte er die beiden Bergsteiger Klausner und Leitner über die "Hinteren Wandlen" in schwierigem und brüchigem Gelände auf den Gipfel. Ihre Route wird heute nicht mehr geklettert.
1854
Stephan Steinberger
KÖNIGSSPITZE
Normalweg (AD-)
Die Erstbesteigung durch Stephan Steinberger 1854, der ausgehend vom Stilfser Joch über die Südflanke der Königsspitze den Gipfel erreicht haben soll, ist bis heute umstritten. Seine Route hatte 2750 HM Aufstieg, sowie eine Strecke von 24 Kilometern, die er angeblich in 18 Stunden zurückgelegt haben soll. Louis Philipp Friedmann, ein österreichischer Alpinist, versuchte 1892 die Route nachzuvollziehen und benötigte trotz guter Verhältnisse viel länger für den Weg. Er hielt Steinbergers Schilderung für unglaubhaft. Neuere Erkenntnisse sprechen jedoch auch für Steinberger. Zum einen dürften die Verhältnisse 1854 wesentlich besser gewesen sein, zum anderen beschrieb er die Aussicht vom Gipfel sehr adäquat.
1868
Karl Hofmann, Valentin Kaltdorff, Georg Wels, Hansl Oberarzbacher
HOCHGALL
Nordwestgrat (AD-)
Ein erster Versuch der Erstbesteigung erfolgte bereits 1854 durch den Vermessungsleutnant Hermann von Acken und einigen Defregger Messgehilfen über den Nordwestgrat. Allerdings wurde dabei nur ein Felskopf im Gipfelkamm östlich der Gipfelscharte erreicht, nur wenig unterhalb des Gipfels. Wirklich den höchsten Punkt erreichten am 03. August 1868 Karl Hofmann und Valentin Kaltdorff mit ihren Reiner Bergführern Georg Wels und Hansl Oberarzbacher über die Westflanke und den Nordwestgrat. Ihre Route ist auch heute noch der Normalweg um auf den Gipfel des Hochgall zu steigen.
1869
Paul Grohmann, Franz Innerkofler, Peter Salcher
GROSSE ZINNE
Normalweg (III+)
Das Jahr 1869 sollte das Jahr des Paul Grohmann werden. Nachdem ihm in diesem Jahr bereits die Erstbesteigung des Langkofel und der Dreischusterspitze gelungen war, folgte als Highlight am 21. August die Große Zinne. Über die auch heute noch am häufigsten bestigene Route des Normalwegs führte Franz Innerkofler, der bereits zuvor Erkundungen durchgeführt hatte, die Gruppe in weniger als 3 Stunden auf den Gipfel. Grohmann hatte die 3 Zinnen vorab umrundet und beim Anblick der Nordwand sagte er damals: "Hier an diesen Abstürzen, an diesen wirklich senkrechten Steilwänden, da kommt wohl nur ein Vogel rauf".
1869
Paul Grohmann
LANGKOFEL
Normalweg (III)
Dem Wiener Alpinisten Paul Grohmann gelang es am 13. August 1869 eine Route hinauf auf den Gipfel des Langkofel zu finden. Seine Linie, die von den Cunfinböden aus ins Langkofelkar und von dort aus weiter über eine steinschlaggefährdete Rinne in das Amphitheater führt, wird im unteren Teil heute nicht mehr geklettert. Der obere Teil der Route ab dem Amphitheater bis hinauf zum Gipfel verläuft noch in etwa entlang der originalen Route. Im unteren Teil wird über das Fassaner Band, vorbei am Gletscher und der Eisrinne geklettert.
1869
Paul Grohmann, Franz Innerkofler, Peter Salcher
DREISCHUSTERSPITZE
Normalweg (III)
Im gleichen Jahr wie der Erstbesteigung des Langkofels gelang Paul Grohmann am 18. Juli 1869 zusammen mit den Führern Franz Innerkofler und Peter Salcher etwa einen Monat vorher die "Eroberung" der Dreischusterspitze. Die Dreierseilschaft biwakierte etwa 1 1/2 Stunden oberhalb von Sexten und gelangte anschließend in rund 5 Stunden hinauf auf den Gipfel. Eine beachtliche Leistung, denn die Route folgt auch heute noch ihren Spuren und man muss sich ordentlich ins Zeug legen um nicht mehr Zeit zu benötigen als die Pioniere vor über 100 Jahren.
1870
Edward Whitwell, Christian Lauener und Santo Siorpaes
HOHE GAISL
Innerkofler (IV)
Bereits 1865 hat Paul Grohmann zusammen mit Angelo Pizzo und Fulgentio Dimai den Gipfel über die Nordwestroute nur knapp verfehlt. Die aus technischer Sicht zwar einfachste Linie verläuft jedoch über ein steiles und brüchigres Becken aus Tongesteinen und rötlichem Fels und wird heute nicht mehr begangen. Am 20. Juni 1870 gelang es Whitewell mit den Bergführern Siorpaes und Laneuer den Hauptgipfel zu erreichen. Heute gilt die Route von Michl Innerkofler, die er 1882 zusammen mit J. von Schlögel Ehrenkreuz durch die Ostwand eröffnet hat als Normalweg.
1874
Johann Innerkofler, Michel Innerkofler
ZWÖLFERKOFEL
Normalweg III
Die Erstbesteigung des Zwölferkofels gelang den einheimischen Bergführern Johann und Michel Innerkofler am 28. September 1874 durch die sogenannte Eisrinne zwischen Mittlerem und Hohem Zwölfer. Der heute Normalweg folgt nicht mehr ihren Spuren. Die Eisrinne ist weitgehend abgeschmolzen und meist nur noch eine unangenehme Geröllhalde. Heute wird links der Rinne im Fels geklettert. Eine Route im III. Schwierigkeitsgrad nach UIAA, die von Johann und Michel Innerkofler mit J. Reichl und M. Simon am 6. September 1887 erstbegangen wurde.
1874
Johann Grill, G. Hofmann, N. Winhart
TRIBULAUN
Normalweg III
Aus dem Jahre 1869 sind erste Besteigungsversuche durch englische Bergsteiger mit Hilfe von Schweizer Führern dokumentiert. Diese scheiterten jedoch ausnahmslos und so wurde der Pflerscher Tribulaun für unbesteigbar erklärt. Am 21. September 1872 erreichte jedoch Heinrich Waltzenbauer mit seinem Führer G. Pittracher den Ostgipfel. 1874 schließlich gelang Johann Grill mit den Münchner Touristen G. Hofmann und N. Winhart die Besteigung der Hauptgipfels von Gschnitz aus über den heutigen Normalweg, wobei Grill und Hofmann barfuß kletterten. Ein Jahr später wurde der Berg erstmals von Pflersch aus erstiegen und damit der bis heute beliebteste Anstieg erschlossen.
1879
Michel Innerkofler, Georg Ploner
WESTLICHE ZINNE
Normalweg (III+)
Die Westliche Zinne galt durch ihre geringere Höhe als weniger erstrebenswertes Ziel als ihr größerer Nachbar. So kam es, dass erst 10 Jahre nach der Erstbegehung an der großen Zinne die beiden Alpinisten Luigi Orsolina und Gustav Gröger einen Versuch unternahmen. Im August 1879 kamen sie bis zu einem Felszacken in der Südflanke, den sie im Nebel irrtümlicherweise für den Gipfel hielten. Wenige Tage später, am 21. August desselben Jahres, konnten Michel Innerkofler, ein Vetter von Franz Innerkofler, sowie Georg Ploner, Wirt in Schluderbach, den höchsten Punkt erreichen und den Irrtum aufklären.
1881
Michel Innerkofler, Hans Innerkofler
KLEINE ZINNE
Normalweg (IV)
Die Kleine Zinne galt wegen ihrer steilen Wände lange als unbezwingbar. Erste versuche von Dima und Ißler 1878, sowie Siorpaes und Grünwald 1881 über die Nordwand scheiterten. Am 25. Juli 1881 sollten die Führer Michel und Hans Innerkofler den Wiener Josef von Schlögel Ehrenburg auf die Kleine Zinne führen, ließen ihn jedoch am Einstieg zurück und erreichten den Gipfel über die Südwestseite. Sie benötigten lediglich eineinhalb Stunden für die Durchsteigung. Heute wird laut Führerliteratur eine Zeit von zwei bis drei Stunden veranschlagt. Ihre Besteigung galt als bis dahin schwierigste Kletterei und war ein Meilenstein in der Entwicklung des Kletterns.